Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – Der innovative BMW Z1 wird 30 Jahre alt
Veröffentlicht am 4.1.2016 von LexiCar Noch keine Kommentare
Im Herbst 1988 stellt BMW der Fachpresse im italienischen Punta Ala mit dem Konzept „Z1“ die zukünftige Richtung des Unternehmens vor: Sportliche Roadster, die durch gewaltige Ingenieurskunst Fahrspaß auf höchstem Niveau bieten sollten. Daneben stand im Innenhof des Hotels der direkte Vorgänger des Cabriolets: Ein BMW 507 aus den späten 50er Jahren. Sofort wurde klar, dass sich einiges getan hatte.
Rückblende: Drei Jahre zuvor, genauer gesagt im Jahr 1985, scheute BMW weder Kosten noch Mühen und errichtete unweit der Zentrale einen neuen „Think Tank“ mit dem beruhigend un-anglizistischen Namen „BMW Technik AG“.
Hier sollte ein 60 Mann starkes Team neue Impulse für den Automobilbau entwickeln, sprich neue Werksstoffe, Techniken und Ideen. Dabei entstand ein Pilotprojekt auf vier Rädern, der BMW Z1, wobei das „Z“ im Namen passenderweise für „Zukunft“ stand.
Mit dem Auto sollte an die Roadster der 30er Jahre, sowie die sportlich erfolgreichen Modelle 328 und 507 angeknüpft werden – außerdem konnte man mit dem Z1 moderne Technologien auf ihre Großserien-Tauglichkeit hin testen. Selten im Automobilbau dürfte dabei die Freiheit in Gestaltung, Vorgaben und Budgetrahmen gewesen sein. Natürlich geriet das Ergebnis entsprechend spektakulär.

Die Präsentation des Z1 auf der IAA
Nur drei Jahre nach den ersten Zeichnungen debütierte der Z1 auf der Frankfurter Automobilausstellung und versetzte die Fachwelt in Aufruhr. Gerade in diesem Jahr war Auffallen gar nicht so leicht: Ferrari feierte im Herbst 1987 sein 40. Jubiläum mit dem betörenden F40 und konterte so Porsches Über-Sportler 959 aus.
Zender zeigt mit dem „Telekomm 2000“ das Auto der Zukunft – inklusive Telefon(!), Computer, Nadeldrucker, Videorekorder, Abstandswarner und Kaffemaschine. (Fast 30 Jahre später zeigt sich: Gar nicht so schlecht in die Schneekugel geblickt, außer dass in heutigen Autos glücklicherweise keiner den Toner wechseln muss).
Trotzdem verblüffte der neue BMW die Presse, was weniger an seiner eher unauffälligen Stromlinien-Form, sondern eher am einzigartigen Türkonzept lag. Ein Detail, das auch heute noch begeistert und von jedem Z1-Fahrer ständige Vorführungen verlangt: Die Türen öffnen sich, indem sie nach einem beherzten Druck auf das außenliegende Schloss, samt Fensterscheibe in den Schweller hinabgleiten.

Und das Tollste: Man konnte den flinken Bayern sogar mit geöffneter Tür fahren und so die maximale Ladung Frischluft genießen.
Das Magazin Der Spiegel schrieb damals etwas poetischer: "Ob Brechwurz, Süßklee, Wegerich, solch kröpelndes Grünzeug kann der Fahrer des neuen Autos mühelos beim Dahinrollen vom Wegrain zupfen – er braucht nur rauszulangen, so flach ist das Auto, so tief sind seine Flanken" – Cabriolet 2.0, oder fast schon Motorrad-Feeling mit vier Rädern.

Wer es weniger windig mag, zieht am inneren Türgriff und sorgt so dafür, dass sich Tür und Fenster in drei Sekunden wieder leise und automatisch schließen. Dass dies möglich wurde, liegt an der speziellen Konstruktion des Roadsters, für den schon während der Automobilausstellung etliche Bestellungen eingingen.
Die Technik des Z1
Nicht nur das Türkonzept war für einen BMW einzigartig, sondern der gesamte Aufbau selbst. Das Rückgrat des Wagens, der 1988 erstmals ausgeliefert wurde, bietet ein stabiles Monocoque aus feuerverzinktem Stahl.

Dieser war an den Flanken, ähnlich wie beim legendären 300 SL so dick, dass für die Insassen, selbst bei geöffneter Tür keine Gefahr bestand, herauszufallen. Die Verzinkung brachte ferner nicht nur einen wirksamen Rostschutz, sondern versteifte den Rahmen nochmals um satte 25 Prozent.

So konnte der gesamte Boden (aus Kunststoff-Verbund) mit insgesamt 15 Kilogramm Gewicht extrem leicht ausgelegt werden. Dieser wurde tatsächlich nur eingeklebt und an wenigen Punkten verschraubt. Die Außenhaut war hingegen aus zähem Thermoplast, welches Dellen kaum zulässt und sich im Bedarfsfall, wie auch der gesamte Rest der Beplankung, einigermaßen schnell ersetzen lässt.

Als Farben wurde meist Rot, Grün oder Gelb gewählt, die heute noch von der Mode der späten 80er Jahre zeugen (auch Farbcodes wie „Fun-Gelb“ sprechen die Sprache der Spaß-Generation).
Doch wer mit der Farbgestaltung seines Z1 Probleme hat, kann zu zweit alle Außenteile in wenigen Stunden demontieren und durch eine andere Farbe ersetzen. - zumindest in der Theorie, denn es vergehen schon einige Arbeitsstunden bis alle Karosserieteile wieder zueinander passen.
Neue Materialien
Der Kunststoff bringt noch einen weiteren Vorteil: Hierdurch bringt es der Bayer auf ein Leergewicht von unter 1300 Kilo, das mit 49:51 auch noch beinahe perfekt ausbalanciert ist. Das geringe Gewicht spielt dem 170-PS-starken 2,5 Liter-Triebwerk in die Hände. Ebenso wie der Innenraum immer gleich (mit eigens konstruierten Sitzen) ausgestattet war, wurde auch jeder Z1 mit dem etwas unelastischen Motor aus dem 325i ausgestattet, der die Fuhre immerhin in unter 8 Sekunden auf Tempo 100 bringt und dessen Vortrieb bei 225 Km/h endet.
Dieser wurde auf Wunsch von Alpina nochmals optimiert und konnte danach locker über 200 PS vollstrecken. Doch auch mit dem Serien-Triebwerk kommt der Roadster ganz ordentlich voran. Verantwortlich sind das knackige 5-Gang-Getriebe und das hervorragende Fahrwerk. Die zentralpunktgeführte Doppelquerlenker-Achse sorgt für perfektes Handling und macht den Z1 zum idealen Kurven-Räuber, der wie auf Schienen über die Ideal-Linie gleitet.

Obwohl er langsam auf die 30 zugeht und in wenigen Monaten bereits das H-Kennzeichen bekommen wird, fühlt sich die Flunder deshalb keineswegs wie ein altes Auto an. Schalter und Anzeigen sind BMW-Fahrern bereits aus anderen Modellen bestens bekannt und versprüht den Charme eines typischen Cockpits aus dieser Zeit.

Leider wirken die rauen Oberflächen schnell etwas stumpf und sind zudem durch das komplizierte Ein- und Aussteigen extrem anfällig für Kratzer. Anzug, Kurvenlage und Bedienbarkeit sind noch absolut zeitgemäß. Das dünne Dreispeichen-Lenkrad liegt griffig in der Hand und gibt die Befehle des Fahrers direkt und mit guter Rückmeldung nach vorne weiter.
Beim Komfort muss man lediglich in Puncto Sitzheizung und elektrischem Verdeck Abstriche machen: Erstere ist nicht vorhanden und das Stoffdach wird manuell in den Kasten eingefädelt – Das ist auch besser so, da man bei geschlossenem Verdeck nur mit Mühe ins Innere des Fahrzeugs gelangt. Gefährdet sind beim Einsteigen vor allem der linke Außenspiegel, sowie der Blinkerhebel. Beide Komponenten werden beim Einfädeln oft von den Füßen des Fahrers gestreift.
Konzept-Car zum Kauf
Vermutlich hätte das Werk trotzdem sogar weit mehr als die exakt 8000 Exemplare absetzen können, obwohl der Preis mit 83.000 D-Mark recht hoch angesetzt war. Doch die Preispolitik wird plausibel, wenn man erkennt, wieviel Handarbeit in jedem Z1 steckt. Der Aufwand in der Fertigung sorgt dafür, dass es weder eine M-Variante, noch jene geschlossene Variante (die als Prototyp existiert) in die Serie schafft. Letztere nimmt optisch die Front des E39 vorweg, trotzdem ist es wohl besser, dass es nur beim Versuchsmodell blieb, da schon das Einsteigen bei der offenen Variante nicht gerade einfach ist. Auch ist die äußere Umsetzung … sagen wir Mal Geschmackssache.
Langlebige Großserientechnik, viel Fahrspaß und der Hauch der Exklusivität sind also die Attribute des BMW Z1. Wer sich einen der raren Bajuwaren sichern möchte, sollte beim Kauf auf folgende Dinge achten, um mit dem offenen BMW nicht baden zu gehen.
Kaufberatung zum BMW Z1
1. Karosserie
Wie bereits zu Anfang erwähnt, ist Rost beim Z1 kein Thema. Unfallfahrzeuge sollten allerdings nicht gekauft werden, da Reparaturen am Rahmen schwierig und teuer sind. Wenn der Unterboden gerichtet werden muss, wird es ebenfalls teuer – Hände weg also von Fahrzeugen mit dementsprechender Vorbelastung. Die Kunststoff-Karosserie ist zwar recht unempfindlich gegen Beulen, aber aufgrund des speziellen Einstiegs im Türbereich fast immer verkratzt. Auch die Schweller-Verkleidung aus Kunststoff ist, wie der Innenraum selbst, oft von den Fußspuren allzu großer Vorbesitzer gezeichnet, bzw. vom Körpergewicht sogar eingedrückt.
Schlechte Spaltmaße können je nach Sonneneinstrahlung vorkommen und geben nicht immer Hinweise auf Unfälle. Wichtig ist, dass die beiden elektrischen Türen gut laufen. Dafür sind ein ausreichend gespannter Antriebsriemen, sowie eine exakte Einstellung der Tür nötig. (Diese Spezialkenntnisse haben nicht mehr allzu viele Spezialisten.)
Durch eine Fehlstellung der Tür, oder Fremdkörper im Zwischenraum, kommt es zu langen Kratzern über die gesamte Tür hinweg. Das Verdeck ist prinzipiell langlebig und unproblematisch. Meist fristet es sein Dasein im Verdeck-Kasten, da der Z1 als reines Schönwetterfahrzeug genutzt wird. (Dies allein deshalb, da das Einsteigen mit geschlossenem Dach für die meisten zur gymnastischen Übung wird.) Am hinteren Ende wird es nicht eingehakt, sondern liegt durch Eigenspannung fest auf. Hier ist auf einen sauberen Abschluss zu achten. Ersatzteile für Karosserie und Innenraum sind in den allermeisten Fällen bei Spezialisten problemlos erhältlich und leicht zu ersetzen, aber oft recht teuer.

2. Technik
Durch die nahe Verwandtschaft zum Serien-3er profitiert der Z1 von günstiger Großserientechnik: Der M20-Motor ist problemlos zu warten und bei guter Pflege und regelmäßigem Wechsel des Zahnriemens für mehrere 100.000 Kilometer gut.
Der Sechszylinder krankt allerdings öfters an eingelaufenen Nockenwellen und verschlissenen Kopfdichtungen – es empfiehlt sich also auf klappernde Geräusche zu achten. Unauffällig sind auch Getriebe und Elektrik, lediglich neigt der Ölkühler zu Undichtigkeiten. Wie bei jedem älteren Auto halten auch beim Z1 Fahrwerksgummis nicht ewig und sind gerade nach langen Standzeiten oft zu ersetzen.
3. Preise
Aufgrund der vielen Gleichteile sind die Ersatzteilpreise im technischen Bereich mehr als moderat. Bremsscheiben sind unter 30 Euro zu haben, ein Anlasser kostet unter 100 Euro. Trotz der geringen Bauzeit sind Exemplare des Z1 in gutem Zustand nicht schwer zu finden. Die Preise beginnen bei etwa 30.000 Euro für fahrbereite Autos mit höherer Laufleistung, richtig gute Fahrzeuge kosten zwischen 40.000 und 50.000 Euro.
Technische Daten
Zylinderzahl: 6 • Hubraum: 2494 cm3 • Leistung: 170 • Verbrauch: 9,5 l Normal • Gewicht (leer) 1250 kg • Sprint 0-100 km/h: 7,9 s • Höchstgeschwindigkeit 230 km/h • Bauzeit: 1988 bis 1991 • Stückzahl: 8000 • Neupreis ca. 80.000 DM
Adressen:
Spezialisten für BMW Z1: Pottis Garage, Franz Schaffer
Clubs: Der BMW Z1 Club
Fotos: „BMW507“ von FatAlbert aus der deutschsprachigen Wikipedia. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons / BMW Group / Auto-Medienportal.Net/Ferrari / BMW Group