Traumwagen oder Blender? Import aus den USA – Das Spiel mit dem Feuer
Veröffentlicht am 8.4.2015 von LexiCar Noch keine Kommentare
Die Online-Autohäuser in Übersee sind prall gefüllt mit den verlockendsten Angeboten zum Discountpreis. Also kaufen und importieren oder kühl rechnen und überlegen? Hier finden Sie eine kurze Auflistung der Kosten, die bei einer Überführung von Oldtimern nach Deutschland entstehen können.
Es juckt in den Fingern – Die vielen Bilder auf Ebaymotors.com zeigen einen perfekten Dodge Challenger, weiß, 440 Magnum, 1970 Baujahr. Alles stimmt. Fluchtpunkt Internet. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Sofortkauf 35.000 Dollar. Das sind 31.000 Euro. Gut, der Euro steht gerade schlecht, trotzdem ist alleine die Kombination in Deutschland schwer zu finden. Also kaufen oder nicht?
Nach der berühmten Nacht des Darüberschlafens lautet meine Antwort klar: Nein. Denn auch wenn das Internet mit Schnäppchen aus Kleinanzeigen und Versteigerungen lockt, ist ein Import nach Deutschland kaum rentabel. Da man den Wagen vorher nicht selbst gesehen hat, kann die ganze Sache sogar schnell zum finanziellen Desaster ausarten. Zwar gibt es in den USA spezielle Gutachter, die für Kaufinteressenten vorab ein Kurzgutachten erstellen. Doch diese sind meist wenig Aussagekräftig und deshalb mit absoluter Vorsicht zu genießen.
Kunstvoll übertünchte Rostschäden
Selbst Profis auf dem Gebiet der Autosuche in Amerika staunen oft über die kunstvolle Verwendung von Glasfaser oder Spachtelmasse, mit denen viele selbsternannte Restauratoren die Roststellen so mühevoll überdecken, dass man in der Zeit auch eine ordentliche Reparatur hätte ausführen können. Deshalb gilt: Wer dennoch ein Fahrzeug einführt sollte aus reiner Sicherheit grundsätzlich von den im schlimmsten Fall zu erwartenden Kosten ausgehen.
Doch Vorsicht: Bei Reparaturen und Kosten für die Umrüstungen für die HU-Plakette allein bleibt es nicht. Zum Kaufpreis addieren sich die Kosten für eine Auslandsüberweisung, gegebenenfalls Lohnkosten für einen Vermittler, Kosten für Transport zum Hafen und Verschiffung. Bei der Einfuhr in die EU fallen noch Zoll (nicht für Oldtimer ab 30 Jahren) und Einfuhrumsatzsteuer an. (Besondere Vorsicht gilt hier bei Pickups, die als Nutzfahrzeug mit 22% besteuert werden können). So können alleine mehrere Tausend Euro zusammenkommen, ohne dass das Auto in Deutschland auch nur einen Meter gefahren ist. Addiert man dann noch die Kosten, um das Fahrzeug für die deutschen Straßen zuzulassen, ist der Import von US-Fahrzeugen dann meist ein sehr teures Hobby.
Darüber hinaus ist es oft sinnlos, als Privatperson ein solches Risiko einzugehen. Blickt man auf die Top 10 der meistimportierten Fahrzeuge, so findet sich etwa auf Platz 3 der Ford Mustang. Das Pony ist auch in Deutschland problemlos in allen Zuständen zu bekommen. Alleine von den ersten Baujahren spucken die Suchmaschinen meist mehrere Hundert Exemplare aus. Fazit: Wer über einen Import nachdenkt sollte die Zeit investieren, sich innerhalb der EU auf Fahrzeugsuche zu begeben.
Hier entfallen nicht nur Umsatzsteuer und Zoll, auch die Transportkosten sind in der Regel viel niedriger. Auch die kostspielige Umrüstung der Lampen und Blinker entfällt in vielen Fällen. Außerdem lässt sich die Oldtimersuche so perfekt mit einem Kurztrip verbinden. Das böse Erwachen bleibt aus, und das Portmonee bleibt gefüllt bis zum nächsten Urlaub!