Sport-Coupé Monza - Opels letzter Angriff auf die Oberklasse wird 40 Jahre alt
Veröffentlicht am 2.3.2018 von Dominik Noch keine Kommentare
Mit dem Opel Monza bewiesen die Rüsselsheimer ein letztes Mal für lange Zeit Mut und lancierten ein klar gezeichnetes Oberklasse-Coupé mit Sechszylinder und großen Glasflächen. Obwohl man nur 40.000 Exemplare verkaufen konnte, prägte der Monza lange das Image der Marke.
Das Jahr 1978 war in vielerlei Hinsicht bedeutungsvoll: Es gab sage und schreibe drei Päpste, "Konspirative Wohnung" war das Wort des Jahres und der 1. FC Köln(!) wurde Deutscher Fußballmeister.
Nur vier Jahrzehnte später hat sich die Lage einmal um 180 Grad gedreht: Opels Absatz steckt in der Krise, der Hippie verlagerte sein wallendes Haupthaar ans Kinn und nannte sich fortan Hipster und der FC Köln - ... ach reden wir nicht vom FC Köln!

Und während jene freudentaumelnde Rheinländer ihre großen Coupes von Taunus und Granada gerade aus dem Programm genommen hatten, enthüllte Opel auf der IAA erstmals selbst einen prestigeträchtigen Zweitürer. Der Monza war mit seinen klaren Linien und den großen Fensterflächen Zuschauermagnet und Star der Automobilausstellung.

Es ist zu vermuten, dass das Publikums-Echo auf die neue Ablöse vom schwülstigen Schlachtschiff Diplomat durch den sachlichen Senator nicht so positiv ausgefallen wäre, hätte er nicht den stimmigen Monza zur Seite gestellt bekommen. Unterm Kleid war die Technik der beiden ungleichen Brüder fast identisch.
Das Design des Monza
Das Auto versöhnte alle Opel-Fraktionen und bewies, dass beides möglich war: bieder und sportlich. Ein Auto, das bei der bekannten Grüne-Kordhosen-Fraktion ebenso gut ankam, wie bei Manta-Umsteigern mit frischem Meisterbrief und ordentlich Lehrgeld in der Tasche.

Die ganze leicht spitz zulaufende Front sorgte optisch für die Linke-Spur-Berechtigung auf der Autobahn. Gegen ihn wirkten die Konkurrenz-Coupés W123, Lancia Gamma, Fiat 130, oder Audi 100 Coupe geradezu Barock.
Dazu kamen die langgezogenen Seitenfenster und die gläserne Heckklappe, die von Werbefotografen nur zu gerne in Szene gesetzt wurde. Der Opel-Werbeprospekt sprach von der "Ästhetik der technischen Vernunft".

Die Technik
Unter der Haube gab es in den ersten Jahren nur kraftvolle aber leise Reihen-Sechszylinder, entweder als 2.8-Vergaser (aus dem Admiral), oder 3.0, der als Vergaser, oder Einspritzer-Variante geliefert wurde. Mit beiden Motoren konnte die 200-Km/h-Marke geknackt werden. Der GSE lief sogar beachtliche 215 spitze und ließ damit BMWs 6er knapp hinter sich.
Aufgrund der Energiekrise war der V8 der großen Vorgänger entfallen. Trotzdem waren die Sechszylinder des Monza keine Kostverächter: 16 Liter Super verspeiste ein Einspritzer im Normalbetrieb - viel, aber immer noch weniger als der Chevrolet-V8 des Vorgängers, der auch gerne Mal mehr als 20 Liter verschnorchelte. Und so lautete das zeitgenössische Test-Urteil tatsächlich "erstaunlich sparsam".
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Auch in den Kurven machte Opels neues Flaggschiff eine gute Figur. Mit hohem Kostenaufwand hatte man dem Monza McPherson-Federbeine und eine Dreiecks-Schräglenker-Hinterachse spendiert.
Somit war der Opel Monza ein klassischer GT, allerdings mit vier vollwertigen Sitzplätzen und ordentlich Stauraum im Heck. Mit Preisen unter 30.000,- DM zudem absolut preiswert. Trotzdem verkaufte sich das Coupé trotz der anfänglichen Euphorie nur mäßig. In den ersten vier Jahren griffen nur 27.000 Kunden zu - der Abwärtstrend der 70er Jahre setzte sich fort.
Facelift 1982
Im Jahr 1982 wurde der Monza deshalb großflächig modellgepflegt. Die Chromstoßstangen entfielen zugunsten zeitgenössischer Plastikschürzen. Der Grill wurde schmaler und auch unter der Haube wurde abgespeckt.

In der Brust des sogenannten "A2" schlug erstmals ein lahmer Basis-Vierzylinder mit 110 PS - auf Wunsch noch mit Dreigang-Automatik verschlimmert. Sogar ein Turbodiesel war angedacht, jedoch konnte man sich nicht dazu durchringen. Das erste Coupé mit Dieselmotor blieb deshalb der Renault Fuego.

Die Motoren wurden allesamt sparsamer und selbst der GSE (s. Bild oben)war nun deutlich unter 10 Litern zu bewegen. Das flotte Sondermodell verfügte über sportliche Accessoires wie Spoiler, Recaros, Digitaltacho und 180 PS.

Trotzdem ging der Absatz in den letzten vier Produktionsjahren nochmals zurück. Weniger als 17.000 Fahrzeuge konnten die Rüsselsheimer unter die Leute bringen.
Und so verschwand 1986 Opels letztes großes Coupé, gleichsam mit der kompletten Rüsselsheimer Oberklasse. Denn in den 90er Jahren brachen die dunklen Jahre für Opel an, an denen die Marke selbst heute noch zu knabbern hat.
Doch statt rostige Fronttriebler zu kritisieren, feiern wir lieber den Monza. Dieser ist nämlich auch nach vier Jahrzehnten, in denen sich viel geändert hat, nach wie vor ein gutes Auto.