Ausgestorbene Klassiker: Renault Fuego - Zeitloses Design zum schmalen Preis
Veröffentlicht am 27.6.2017 von Dominik Noch keine Kommentare
Gut gealtert: Der feurige Fuego wird tatsächlich schon fast 40!!! Doch Puristen fehlte mit Frontantrieb und hoher Alltagstauglichkeit irgendwie der Pepp. Heute ist der Renault ein seltener und dankbarer Alltags-Klassiker - sofern man überhaupt noch einen findet.
Manche Design-Entwürfe altern unterschiedlich: während die einen wie Puffärmel schnell aus der Mode kommen, bleiben andere so zeitlos wie die Cola-Flasche. Ein gutes Beispiel für letzteres ist der Renault Fuego. Wer den rüstigen Franzosen sieht, glaubt kaum, wieviele Lenze dieser Entwurf bereits auf dem Buckel hat:
Schon 1980 debüttierte das schlichte Sportcoupé mit der ebenso glatten wie gefällig proportionierten Karosserieform und heimste aus dem Stand das erste Goldene Lenkrad für Renault ein. Auch heute wirkt der Nachfolger des Renault 15 noch keineswegs wie ein 37 Jahre alter Klassiker - (vielleicht auch mit ein Grund, weshalb es nur noch so wenige Exemplare gibt).

Fünf Jahre nach seiner Präsentation war das Auto jedenfalls noch frisch genug für eine Nebenrolle im letzten James-Bond-Teil mit dem Roger Moore ("Im Angesicht des Todes").
Wer jetzt an die spekatkuläre Verfolgungsjagd denkt, bei der Mr. "Geschüttelt-nicht-Gerührt" im Renault mit dem abgetrennten Vorderwagen fährt, liegt absolut falsch: richtiger Film, falsche Szene. Halbiert wird ein blauer Renault 11, der Fuego kommt erst später und wird von der Killerin Jenny Flex gefahren - keine Verfolgungsjagden, kein Drama.
Etwas blasser Auftritt für den Fuego, aber immerhin überlebte er den Film am Stück. Und es reichte sogar für ein De-Agostini 007-Special-Edition Modell-Serie zum Sammeln, obwohl die Rolle im Film eigentlich so vernachlässigbar war wie Ex-GNTM-Trulla Sarah Knappik in Sharknado 4.

Fast 40 Jahre nach seiner Präsentation wirkt der Fuego immernoch so frisch wie Jake Gyllenhall oder Giselle Bündchen (beide auch Baujahr '80) - sofern man noch einen außerhalb des Internets zu Gesicht bekommt.* Denn der zu Lebzeiten bereits recht seltene Renault gilt heute in freier Wildbahn als nahezu ausgestorben.
*Vermutlich ist es sogar wahrscheinlicher Jake Gyllenhall oder Giselle Bündchen im Straßenverkehr anzutreffen.

Ein Sport-Coupé mit Front-Antrieb
Der Fuego spielte in der Klasse der Mini-Musclecars von VW (Scirocco), Ford (Capri) und Opel (Manta). Dabei bot die Karosserie mit dem gläsernen Heckdeckel sogar latentes Porsche-924-Feeling (und an heißen Sommertagen durch die großen Glasflächen sogar echt heißes Treibhaus-Effekt-Feeling).
Allerdings ging vielen potentiellen Sportwagen-Käufern die Kraftverteilung in die falsche Richtung: Mit Frontantrieb und anfangs eher müden Motoren (TL/GTL: 1.4 Liter und 64 PS - Stichwort Energiekrise) konnte der Fuego hier seinem Namen keine Ehre machen. Zwei Jahre später schob Renault sogar einen Turbo-Diesel nach. Nochmal: Einen TURBODIESEL... - In einem Sportcoupé,1982!! Selbst 20 Jahre später längst alles andere als selbstverständlich.
Der 2.1 Liter große Selbstzünder leistete 86 PS und verlieh dem Auto den Preis des bis Dato schnellsten Diesel-Autos in Serie. Dazu passend war die leicht angedeutete Hutze, die nur dem Diesel einen aggresiveren Look verpasste. In Deutschland gab es den Diesel-Flitzer allerdings nicht.

Fuego - Feurig mit Turbo
Erst 1983 wurde der Fuego wirklich sportlich. Kurz vor dem Facelift bekam das Coupé mit dem 1.6-Liter-Turbomotor endlich ein standegemäßes Agregat eingepflanzt. Mit dem neuen Kraftpaket kam der Zweitürer auf respektable 132 PS.

Genug Kraft, um das unter 1.000 Kilogramm leichte Auto in knapp zehn Sekunden über die magische 100-Km/h-Marke zu schieben, der Vortrieb endete erst bei knapp 200 Km/h. Zum Stehen kam der Turbo dank vier serienmäßigen Scheibenbremsen dann auch prompt.

Innen war der Fuego auch als Turbo nicht gerade flamboyant, sondern zeittypisch schnörkellos und schlicht. Trotzdem lockte leckerer 80er-Luxus in Form von elektrischen Fensterhebern, Funkschlüssel, Bordcomputer und optionaler Klimaanlage. Dazu kamen bei umgeklappten Rücksitzen echte Kombi-Ambitionen auf.
Renault Fuego kaufen
Für alle Interessenten gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute zuerst:
Ein guter Renault Fuego ist in der Regel alles andere als teuer. Zwischen 5.000 und 7.000 Euro werden für brauchbare bis gute Exemplare aufgerufen. Die schlechte Nachricht: Es gibt so gut wie kein Angebot. Derzeit sind von den 24.000 in Deutschland verkauften Exemplaren wohl noch gut 100 übrig. Angeboten werden davon gerade fünf. Wer einen besonderen Wunsch bezüglich Ausstattung oder Motor hat, muss also lange warten.
Wer dann endlich einen besitzt, hat gute Chancen, mit dem Auto glücklich zu werden: Motoren und Getriebe sind Großserientechnik und entsprechend gut sind Verschleißteile verfügbar. Knapp wird es lediglich mit Interieur-, Kunststoff- und Zierteilen, wie den geriffelten Leisten am Heck.

Karosserieseitig sieht es ebenfalls gut aus: Nach hartem Kampf mit dem Gammel in den 70ern, gönnte Renault seiner Sportskanone eine passable Versiegelung. Reparaturbleche für korrodierte Seitenteile und Radläufe sind ebenfalls erhältlich.
Nach dem Fuego baute Renault übrigens sehr lange keine Coupés mehr - erst Ende 1995 schoss man mit dem zweitürigen Megane Coach nach. Doch beim Coach ist nicht nur der Name alles andere als feurig...
Fazit
Der Renault Fuego ist ein robuster Alltags-Klassiker mit hohem Underdog-Faktor. Wer einen exklusiven Klassiker zum günstigen Preis sucht, sollte schleunigst anfangen, sich umzuschauen!