Power Big Meet - Das etwas andere US-Car-Treffen
Veröffentlicht am 5.7.2016 von D. Helmling Noch keine Kommentare
Vor wenigen Tagen war es wieder so weit: Das weltgrößte Treffen für amerikanische Oldtimer lockte wieder 20.000 hubraumstarke Boliden ins schwedische Outback "Västeraas". Ungefähr eine Autostunde von Stockholm entfernt versammelten sich blankpolierte Klassiker, rasende Rostlauben und schräge Vögel aus aller Welt.
Das größte Treffen für amerikanische Klassiker findet nicht etwa in Florida, Detroit oder Huston statt, sondern im schwedischen Västeraas. Die Stadt mit dem lustigen Namen bietet seit langer Zeit die Möglichkeit, genau einmal im Jahr im Stau zu stehen wie Anno 1965. Am Anreisetag nämlich, drängen sich mehr als 10.000 Ami-Klassiker vor den Toren des Flughafens Johannisberg, bevor es in geordneten Bahnen auf das gewaltige Gelände geht. Hier reiht sich in unzähligen Gängen ein Großraum-Veteran an den nächsten.

Die Besucher nehmen dabei auch weite Anreisen in Kauf. So stammte der Teilnehmer mit der weitesten Anfahrt auf eigener Achse im letzen Jahr aus dem rund 5000 Kilometer entfernten Novosibirk in Russland. Die meisten Teilnehmer kommen allerdings aus Norwegen und Schweden.
Der American Way of Drive auf Schwedisch
Das Festival zieht seit jeher Chrom-Begeisterte und Originalitäts-Fetischisten ebenso an, wie diejenigen, die mit ihren alten Chevis, Cadillacs und Fords den ganz speziellen amerikanischen Traum leben. Hier sieht man wild lackierte Pickups, endverrostete Kombis und fantasievolle Umbauten. Vielleicht nichts für Originalitäts-Fanatiker, aber mit eigenem Charme und davon reichlich. Allzu zimperlich gehen die Schweden mit ihren Autos dabei jedoch nicht um: Auf den Autos wird getanzt, gesessen und getrunken. Zu größeren Schäden scheint es dabei wohl nicht zu kommen, da viele Teilnehmer "Wiederholungstäter" sind und jedes Jahr wieder kommen. Bei vielen Teilnehmern fällt aber die ein oder andere Delle hingegen gar nicht erst auf.

Daneben gibt es natürlich Rock & Roll, Livemusik und palettenweise Bier, das die Passagiere durch die gesalzenen Preise für Hochprozentiges sogar zu den ebenso teureren Säufern macht, wie die großvolumigen V8-Motoren. Der Besuch der durstigen Ami-Greise freut auch die Tankstellen-Pächter, die an den Tagen zwischen dem 07. und 09. Juli den wohl größten Umsatz des Jahres machen.

Wer selbst zu später Stunde noch an den dünnen Ami-Lenkrädern der seidenweichen Servolenkung drehen möchte, sollte alkoholische Getränke allerdings tunlichst vermeiden. Denn die Polizei lässt den Besuchern des Power Big Meet zwar an diesem Wochenende einiges durchgehen, bei Alkohol sind die Ordnungshüter bei den vielen Kontrollen allerdings rigoros.

Lange Tradition und viele Teilnehmer
Das Oldtimer-Treffen findet übrigens bereits seit 1984 an dieser Stelle statt, obwohl die Ursprünge bereits im Jahr 1978 liegen. Damals trafen sich in Anderstorp ganze 80 Oldtimer. Heute sind es nach Angaben der Veranstalter etwa 20.000. Grund für die hohe US-Car-Dichte in Schweden ist einerseits, dass bis zum 20. Jahrhundert weit über eine Million Schweden in die USA auswanderten. Von hier aus versorgten sie die Verwandtschaft mit amerikanischen Neu- und Gebrauchtwagen. Andererseits importierte die Regierung nach dem II. Weltkrieg viele Fahrzeuge für den Eigenbedarf. Viele der Klassiker haben im salzarmen Winter des hohen Nordens bis heute überlebt, weshalb es dort heute viele Oldtimertreffen gibt.

Västeraas ist jedoch mit Abstand die größte Zusammenkunft von US-Klassikern, deren Teilnehmerzahl nicht einmal von Treffen in den USA überstiegen wird. Durch die Vielfalt der Besucher ist das Treffen wohl auch das facettenreichste seiner Art. So ist das nordische Oldtimer-Fest wohl das einzige, auf dem man direkt auf dem Gelände heiraten kann.

Das Festival findet vom Donnerstag, den 07. Juli bis Sonntag, den 09. Juli statt. Das Ticket für alle vier Tage kostet umgerechnet etwa 40,- Euro. Weitere Infos zum Festival gibt es hier.