Opel Corsa TR - Die Rüsselsheimer Design-Katastrophe mit absolutem Seltenheitswert
Veröffentlicht am 16.5.2018 von Dominik Noch keine Kommentare
In Internet-Votings landet der Opel Corsa A TR verlässlich auf den vorderen Plätzen, wenn es um die hässlichsten Entwürfe aus Rüsselsheim geht. Ist der Rucksack-Corsa zu Recht ausgestorben?
Während der Opel Corsa A heute eine relativ große Fangemeinde hat, sieht es für die buckelige Verwandtschaft eher schlecht aus. Genau wie damals hat sich heute kaum ein Anhänger der Klassiker-Szene in das "TR" genannte Stufenheck verliebt. Oft landet der ungeliebte Groß-Corsa auf den vorderen Rängen bei Votings zu hässlichen Automobil-Designs - vielleicht sogar mit Ambitionen auf den Sieg - wenn es den Multipla nie gegeben hätte.
Der unbeliebte Bruder
1982 bringt Opel mit dem neuen Corsa A einen Kompaktwagen auf den Markt, der in den Gefilden der Konkurrenten Ford Fiesta und VW Polo räubern soll. Ganz im Zuge des Zeitgeistes setzt Opel (wie bei allen Kleinwagen nach dem Kadett C) dabei auf Frontantrieb und Steffi Graf.
Ansonsten hielt man es beim Corsa einfach: Eine schlichte Karosserie mit Baukasten-Technik, karger Serien-Ausstattung auf dem Niveau einer Isolationshaft-Zelle, höchste Sparsamkeit und ein günstiger Preis (ab 13.250 DM) zogen die Käufer in jene Autohäuser, die damals nicht verglast, sondern vorwiegend gelb gekachelt waren. Ein Konzept, das auch bei anderen Kleinwagen der Zeit gut funktionierte und auch den Corsa schließlich zum Millionen-Seller machte.
Zu haben war der nur dreieinhalb Meter kleine Winzling mit den Leistungsstufen 45 PS (1.0 Liter OHV), 55 PS (1.2 Liter OHC), oder gar 70 PS (1.3 Liter OHC) - nach dem Facelift 1987 waren sogar zugekaufte Diesel-Motoren von Isuzu im Programm, die aber kaum Verbreitung fanden.
Der kleine Corsa verkaufte sich von Anfang an gut und wurde schnell zum beliebten Stadt-, Anfänger- oder Zweitwagen.
Jedoch hatte der erfolgreiche Winzling auch eine dunkle Seite - genannt "TR". Jener A Corsa mit Stufenheck hatte sich am ebenfalls recht erfolglosen VW Derby inspiriert. Im März 1983 war der Dreitürer mit weitgehend identischer Technik zum normalen Corsa vorgestellt worden.
Doch obwohl Opel im zeitgenössischen Werbeprospekt von einer "eleganten Stufenheck-Limousine" schwärmt ging die Linie des Designs nun gar nicht mehr auf. Der Kofferraum wirkte klobig - geradezu dominant - und auch die Proportionen der Seitenansicht konnten nicht überzeugen.
Wer einen kompakten Opel mit Kofferraum suchte, schlug lieber gleich beim größeren Ascona zu, der ebenfalls als Drei- oder Fünftürer zu haben war, wobei dessen Gestaltung im Vergleich deutlich harmonischer wirkte.
Schlechte Verkaufszahle
Das Auto verkaufte sich in der Kofferraum-Version hierzulande derart schlecht, dass es vier Jahre später komplett aus dem Deutschen Katalog gestrichen wurde. Dabei war der Wagen eigentlich gar nicht schlecht:
Dank des niedrigen Gewichts kam der TR mit seinen Spar-Motoren auf moderate Verbräuche und selbst die Rost-Vorsorge war dank Teilverzinkung besser als bei vielen Modellen der Konkurrenz. Gebaut wurde der "TR" (der ab 1985 auch nur noch "Corsa" hieß) für den Export deshalb sogar noch, bis 1993 die Ablösung durch den Corsa B erfolgte - nur eben ausschließlich für das Ausland. Im trockenen Klima von Spanien und Portugal finden sich deshalb wohl auch noch die meisten Überlebenden der TR-Reihe.
Noch heute fristet wohl kaum ein deutscher Klassiker ein derartiges Nischen-Dasein wie der Opel Corsa TR. In freier Wildbahn sieht man ihn ebenso selten wie in den einschlägigen Verkaufs-Portalen. Und selbst wenn ein Exemplar verkauft wird, erreichen die geforderten Summen kaum das Preisniveau einer ordentlichen Küchenmaschine.
Wer also heute einen Lang-Corsa im Straßenverkehr sieht, sollte also seinen aufkeimenden Würgereiz herunterschlucken und ihn als das vierblättrige Kleeblatt betrachten, das er eigentlich ist!
Fotos: GM Company