Oldtimer als betrieblicher Imageträger: Das müssen Sie wissen
Veröffentlicht am 24.1.2018 von Dominik 1 Kommentar
Oldtimer sind gute Werbeträger – wenn man die korrekte Vorgehensweise betrachtet und sie zielgerichtet einsetzt.
Es das grundlegendste Werbegesetz: Aufmerksamkeit erregen. Das können nicht nur Spots, sondern auch Autos, die im heutigen Straßenverkehr absoluten Seltenheitswert haben oder dort selbst in ihrer Blütezeit nie sonderlich stark vertreten waren – und das nicht nur bei Enthusiasten. Für den folgenden Artikel erklären wir alles rund um Oldies, die in einem solchen Segment eingesetzt werden.
1. Zustandsnote eins?
Egal ob man als Elektrobetrieb Waschmaschinen im Bedford Blitz zum Kunden bringt, die Geschichte seines VW-Autohauses durch Einsatz eines T1 dokumentieren will oder als Firmenchef mit einem W116 standesgemäß vorfahren möchte. Wenn der Firmenname auf dem Oldie stehen soll, sollte der optisch und vor allem technisch in „tauglichem“ Zustand sein. Ob Patina erlaubt ist, hängt auch von der Ausrichtung des Unternehmens ab – das Rock-Restaurant verträgt auf seinem Werbeträger mehr davon als beispielsweise das Musikhaus für klassische Instrumente.
Wichtiger ist absolut einsatzbereite Technik. Man darf sich den Imageschaden vor Augen führen, den ein aufgrund Wartungsstau liegengebliebener Oldie bei allen Vorbeifahrenden auslöst.
Egal wie spektakulär das Fahrzeugmodell an sich auch ist, wirklich werbewirksam sind nur bessere Erhaltungszustände – „Ratten“ sind nicht für alle Unternehmen gute Werbeträger
2. Das liebe Geld
Auch die Finanzen wollen beachtet werden. Das gilt besonders für den Fall, dass der Wagen per geliehenem Geld angekauft wird. Denn Autokredite bekommen Selbstständige auch für Oldtimerkäufe in der Regel nur, wenn die Firma seit mindestens drei Jahren besteht und frei von negativen Schufa-Einträgen ist. Stolperstein: Reguläre Autokredite werden eine Nutzung als echter Betriebswagen i.d.R. ausschließen, haben aber keine Auswirkungen auf Privatnutzung als „Chef-Vehikel“.
Wichtig ist zudem auch das Steuerwissen, wenn ein als Firmenfahrzeug versteuerter Oldie auch privat genutzt wird. Denn wird nach der ein-Prozent-Methode versteuert, wird nicht der heutige Fahrzeugwert als Bemessungsgrundlage angelegt, sondern der damalige Listen-Neupreis – das kann mitunter, im Bezug auf den Autowert, dramatisch reduzierte Steuersummen nach sich ziehen.
Beispiel: Angenommen, ein beliebiges klassisches Fahrzeug hätte dank kräftiger Wertsteigerung heute einen Wert von 100.000,- Euro erreicht. Natürlich war das Fahrzeug jedoch bei seinem damaligen Kauf als Neuwagen deutlich günstiger - wir gehen beispielshaft von 30.000,- DM aus. Statt 1.000,- Euro monatlich müsste man also nur 150,- versteuert werden, da der einstige Kaufpreis entscheident ist und nicht der aktuelle Wert.
3. Rollen muss er
Eine der beliebtesten Werbeträger-Nutzungsmethoden von Oldies ist es, sie gut sichtbar abzustellen. Gleichzeitig ist das auch die mit Abstand schlechteste Variante, wenn man das Wohl des Autos im Sinn hat.
· Autos können sich auch kaputtstehen. Reifen bekommen schon nach wenigen Wochen Standplatte. Die Radlager leiden, vielleicht bildet sich im Tank Rost.
· Der Oldie wird ungeschützt den Elementen ausgesetzt. Sonne bleicht den Lack, die Gummiteile erodieren und verhärten, das Armaturenbrett reißt.
· Je nachdem, wo der Wagen steht, besteht höchste Vandalismus- und Diebstahlgefahr.
· Die Witterung setzt dem Wagen zu: Hagel, Regen (und der enthaltene Schmutz), Vogelkot sind pures Gift für ein Fahrzeug, das ja wie erwähnt in sehr gutem Zustand sein soll
Mit genügend Vernachlässigung und Pech wird so aus dem Repräsentativ-Oldie nach wenigen Monaten ein verdrecktes, gar nicht mehr werbewirksames Objekt hohen Wertverlustes. Nein, wer nur ein wenig Herz für Altblech hat, fährt den Wagen und zeigt ihn dadurch vor.
Den Oldie einfach nur irgendwo als Werbeträger stehen lassen, ist eine Blech-Todsünde. Besser ist es, ihn aktiv zu verwenden.
4. Vorsicht vor Aufklebern
Natürlich ist die Werbe-Quintessenz, dass Passanten wissen, zu welcher Firma der Oldie gehört. Ergo gehören Firmenname und -Logo drauf. Wer aber einfach Aufkleber aufs Blech klebt, trifft eine schlechte Wahl.
Insbesondere „Billig-Aufkleber“ können durch ihre Chemie den Lack angreifen. Originallacke bestehen zudem meist auf Lösemittelbasis, werden daher eventuell auch von teuren Aufkleberfolien, die ja für wasserbasierte Lacke konzipiert sind, beschädigt. Natürlich altert der unter dem Sticker UV-abgeschirmte Lack auch anders als der Rest, sodass beim Entfernen Spuren verbleiben können.
Apropos Entfernen: egal welche Methode man anwendet, auch sie sind allesamt nichts, was man Originallack antun möchte. Daher verbleiben zwei Beschriftungsoptionen:
· Normale Aufkleber, aber nur auf den Glasflächen
· Magnetfolien auf dem Blech, die nach Belieben entfernt werden können
Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, die teilweise jedoch subjektiv sind und daher von jedem abgewogen werden müssen.
5. Nur für „Spezialeinsätze“
Der Oldie soll wie erwähnt rollen, um sich nicht kaputtzustehen. Allerdings, auch das wissen Enthusiasten, normales alltägliches „Kilometerfressen“ zehrt ebenfalls an der Substanz und hat nebenbei bemerkt auch noch einen gehörigen werblichen Abnutzungsnachteil: Der besondere „Wow-Effekt“ verschleißt sich dadurch, zumindest in unmittelbarer Firmenumgebung, ziemlich schnell.
Ergo sei dringend empfohlen, den Werbe-Oldie nur für Spezialeinsätze zu verwenden – eben so, wie es auch ein privater Oldtimerfahrer tun würde. Vielleicht nur bei ausnehmend schönem Wetter, vielleicht nur für die Fahrt zu speziellen Kunden, der Anlieferung von besonderen Dingen. Auf jeden Fall so, dass der Wagen nicht jeden Tag durch die Gegend rollend gesehen wird.
Der Pilot des werbewirksamen Oldies muss nicht selbst einer sein. Er sollte jedoch auf jeden Fall „verbleit“ im Blut haben.
6. Wer soll fahren?
Beim Privat-Oldie des Firmeninhabers stellt sich diese Frage natürlich nicht. Aber bei allen anderen Betriebs-Oldtimern. Hier lässt sich nur die Empfehlung aussprechen, das Fahrzeug einem einzelnen, gesetzten Mitarbeiter anzuvertrauen, es also nicht sämtlichen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen.
Vielleicht gibt es einen, der selbst Oldtimer-Enthusiast ist. Und „gesetzt“ hat nicht zwingend etwas mit dem Alter zu tun, sondern damit, ob der Angestellte Wert und auch Besonderheiten eines so alten Fahrzeugs richtig einzuschätzen und zu behandeln weiß. Jugendliches Ungestüm fällt natürlich aus. Ansonsten aber kennt nur ein Firmeninhaber seine Leute so gut, dass er weiß, wem er ein vielleicht nicht monetär aber ideell so wertvolles Auto anvertrauen kann.
Fazit
Ja, Oldtimer sind gute betriebliche Werbeträger. Allerdings nur, wenn sie in absolut vorzeigewürdigem Zustand sind. „Prädikat alt“ reicht ebenso wenig aus wie das einfache Abstellen irgendwo am Straßenrand. Auch mit dem Firmennamen auf der Seite haben Oldies die gleichen Anforderungen und benötigen die gleiche Zuwendung – denn „Verbrauchsautos“ gibt es in der Firmenwelt schon zur Genüge.
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