Neue Technik: Porsche Klassik liefert vergriffene Teile aus dem 3D-Drucker
Veröffentlicht am 12.2.2018 von Dominik Noch keine Kommentare
Nicht mehr lieferbare Ersatzteile für Oldtimer sind für Besitzer immer ein Ärgernis. Nun sorgt Porsche Classic zumindest bei einigen Fehlteilen für Abhilfe: Die Lösung liegt im 3D-Druck.
Während für die beliebten Modelle Porsche 911 und 356 meist noch fast alle Ersatzteile bestellt werden können, sieht es bei Spezial-Teilen der selteneren Serien schlechter aus. Aber auch bei Innenraum und Zierteilen gibt es teilweise Engpässe. Deshalb kümmert sich die Porsche Klassikabteilung stetig mit Nachproduktionen um Nachschub. Schon jetzt umfasst das Sortiment rund 52.000 Teile.
Herausforderung: Kleinserien
Bei den Massen-Modellen wie beispielsweise einem G-Modell ist die Vorhaltung der Ersatzteile meist kein Problem. Was nicht auf Lager liegt, kann in großen Stückzahlen mit neuen Werkzeugen produziert werden. Dies ist aber bei selten georderten Ersatzteilen meist nicht wirtschaftlich. Die Lücke sollen hier nun additive Herstellungsverfahren schließen - sprich verschiedene Formen des 3D-Drucks.
Beispiel: Porsche 959
Deutlich wird dies anhand des Ausrückhebels der Kupplung eines weniger als 300 Mal gebauten Porsche 959. Dieses Teil war bis vor kurzem nicht mehr lieferbar, was die Fahrer des raren Sportwagens vor ein echtes Problem stellte. Denn das Guss-Teil wäre in der konventionellen Nachfertigung sehr teuer geworden, da selbst eine Auflage von 300 Stück (also für mehr als jedes Fahrzeug eines) für Gussformen extrem niedrig ist.
Nachfertigung aus dem 3D-Drucker
Die Lösung lag hier im selektiven Laserschmelzen. Bei dieser Form des 3D-Drucks schmilzt ein Laser pulverförmigen Werkzeugstahl unter Schutzgasatmosphäre in vielen 0,1 Millimeter großen Schichten zum fertigen Ersatzteil. In der Praxis überzeugte das "gedruckte" Teil mit ähnlichen Eigenschaften wie der Guss und hielt den Belastungen beim Test anstandslos stand.

Ebenfalls bereits aus dem 3D-Drucker: Winkel am Wärmetauscher der Abgasanlage Porsche 356 B
Erfolgreicher Test
Nachdem dieses Konzept überzeugen konnte, folgten aktuell acht weitere Ersatzteile, die mit verschiedenen 3D-Druckverfahren umgesetzt werden. Darunter Stahl- und Leichtmetallteile, aber auch Kunststoffteile. Dabei erfüllen die neuen Teile sogar meist höhere qualitative Ansprüche, als dies bei den Originalen der Fall war. Daneben liegt in diesem Verfahren enormes Einsparungspotential bei der Herstellung bei gleichzeitig entfallenden Lagerkosten.

Auch Kunststoffteile wie die Tankdeckeldichtung des Porsche 959 sollen mit Hilfe des 3D-Drucks weiter erhältlich sein.
Derzeit prüft man bei Porsche Classic den Einsatz des 3D-Drucks für 20 weitere vergriffene Bauteile.
Fotos: Porsche AG