Neue Retro-Studie – Geht die Hommage des BMW 2002 in Serie?
Veröffentlicht am 2.6.2016 von LexiCar Noch keine Kommentare
Bereits 2015 verblüffte BMW seine Fans mit einer Wiederbelebung des legendären 3.0 CSL im neuen Gewand. Nun ehren die Münchner jenes Auto, das die Marke damals zu dem gemacht hat, was sie heute ist: Der BMW 2002. Doch kann es einen Serien-Start für die gelungene Hommage geben?
„BMW goes like schnell“ lautete die leicht verdenglischte Phrase, mit der man in den USA den neuen „Nullzwo“ bewarb (statt „BMW goes like hell“ – dt. „Der neue BMW geht wie die Hölle“). Das beschrieb exakt den Satz, den wohl jeder BMW-Novize nach einer Fahrt mit dem agilen Zweitürer auf den Lippen hatte. Besonders in der letzten Ausbaustufe, als 2002tii mit Turbo und Kugelfischer-Einspritzung verfiel die Bayerische Blasmusik vom 3/4-Takt in wildes Stakkato.
Während der seltene Dampfhammer mit dem ersten Serien-Turbo Europas mitten in der Ölkrise den sportlichen Ruf der Marke prägte, waren es vor allem die zivilen Versionen 1502, 1602 und 1802, die den BMW zum echten Bürger-Meister werden ließen. Die kompakten Sportler (das Kürzel 02 stand zunächst nur werksintern für die Anzahl der Türen – am Auto selbst gab es nur den Schriftzug „1600“) mischten mit agilen Motoren und niedrigem Gewicht ihre Konkurrenz ordentlich auf.
So leistete der kompakte 1602ti 105 PS, die die weniger als eine Tonne leichte Karosserie derart nachdrücklich anschoben, dass selbst die Konkurrenz aus Zuffenheim mit dem deutlich teureren 912 nur eine Nasenspitze voraus war. Dabei stehen die Buchstaben TI nicht etwa für Turbo/Injection, sondern für „Turismo Internationale“, da die 02-Modelle bis auf die beiden stärksten Varianten von Solex Flach- oder Fallstromvergasern beatmet wurden. (Folglich tragen die Einspritz-Modelle ein weiteres i im Namen).
Obwohl mit den starken Motoren in den kleinen Karosserien ursprünglich hauptsächlich Entwicklungskosten für neue Aggregate gespart werden sollten, hatte BMW nach der „Neuen Klasse“ eine neue Klasse erfunden, die sich sehr gut verkaufen ließ. Vom Produktionsstart 1966 bis zum Ende 1977 konnten die Münchner über 800.000 Exemplare absetzen. Sportliche Erfolge bei Rallyes, Bergrennen und Slalom wirkten ebenfalls lange nach und legten den Grundstein für die Tuning-Firmen Alpina, Schnitzer, Koepchen und Co., die dem 02 auf Wunsch noch mehr Potenz verliehen.
Auch kann der 2002 auf eine weitere Art eine Brücke in die Moderne schlagen: Für die olympischen Spiele 1972 gab es sogar einen Elektro-1602, an dem bereits seit Ende der 1960er Jahre getüftelt worden war. Eingesetzt wurden die beiden E-BMW als Begleitfahrzeuge beim Marathonlauf. Die rund 42 Kilometer lange Distanz schafften die innovativen Flitzer bei einem Durchschnittstempo von weniger als 50 Km/h recht gut. Im Stadtverkehr reichten die zwölf Batterien (die man en bloc entnehmen konnte) allerdings nur für rund 30 Kilometer.
Der 2002 in Neuauflage? BMW präsentiert Studie
Wenn man die Geschichte des „Nullzwo“ bedenkt, scheint es nur zu verständlich, dass BMW seinen Meilenstein zu 50. Geburtstag ordentlich würdigt. Und so präsentierten die Bayern vor kurzem einen neuen und seriennahen Prototypen einer Neuauflage des 2002. Als Ort der Enthüllung hatte man sich nichts Geringeres als die bedeutendste Oldtimer-Veranstaltung Europas herausgesucht: Den Concorso d’Eleganza am Comer See.
Die Verwandtschaft zum legendären Vorgänger wird vor allem an der Frontpartie deutlich: Hier haben sich die Designer am kantigen Frontspoiler des 2002 Turbo orientiert. Einzel-Scheinwerfer sind wie bei der zweiten Serie des Originals in einen schwarzen Kühlergrill eingelassen, den natürlich eine Niere ziert. Diese ist im Vergleich zum Original allerdings, wie auch der Rest des Fahrzeugs, stark in die Breite gegangen. Ein weiteres schönes Detail sind die Blinker, die wie beim Vorbild über den Scheinwerfern liegen und die die spiegelverkehrten Turbo-Schriftzüge, die früher andere Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn vor dem 02 warnen sollten.
Von der Seite aus wird die optische Verwandtschaft mit einer ähnlichen Fensterlinie, einem scharfen Heckabschluss, sowie einer Carbon-Leiste an der Seite aufgenommen. Hinten gibt es nahezu rechteckige Heckleuchten, die die Karosserie einfassen. Auf die sportlichen Ambitionen weißt aus dieser Perspektive eine zweiflutige Doppelrohr-Auspuffanlage hin. Beim Motor hört die Originalität auf: Im Bug der Studie werkeln nicht vier, sondern sechs Zylinder mit (noch) 370 Serien-PS (im Original waren es 75 - 170 PS).
Ambitionen zur Serie?
Anders als bei anderen Studien, ist der neue 2002 kein eigenständiges Auto, sondern basiert in großen Teilen auf der Plattform des M2. Die Gleichteile gehen vom Innenraum, bis über Türdichtungen und Blechteile, bis hin zum Herz des Autos. Man könnte also relativ leicht eine Mini-Serie realisieren und zu einem marktgerechten Preis anbieten.
Die BMW-Fangemeinde ist sich zu diesem Thema einig: „Bitte bauen“. Eine Entscheidung seitens des Autobauers gibt es allerdings noch nicht. Gegenüber der Presse betonte BMW-Designchef Karim Habib allerdings: "Der 2002 Hommage ist definitiv näher an einer Serienfertigung als die Studien der letzten Jahre.“ So könnten in einer limitierten Auflage einige Hundert Exemplare entstehen, deren Einstiegspreis allerdings weit über den rund 60.000 Euro des Basis-M2 liegen dürfte.
Fotos: BMW Group / Elektro-02: Von Olli1800 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27639497