Stammtischwissen: Motor bläut bergab - So erkennt man defekte Ventilschaftdichtungen
Veröffentlicht am 13.6.2017 von Dominik Noch keine Kommentare
Gerade bei alten Motoren kommt es oft zu blauem Rauch im Schiebe-Betrieb. Doch warum qualmt der Motor bergab ohne Gasgeben? Größere Rauchwolken ohne Last können in diesem Fall auf defekte Ventilschaftdichtungen hinweisen.
Es ist ein Problem, das nicht nur bei Oldtimern auftreten kann: Bei einer Ausfahrt stellt der Fahrer oder Hintermann fest, dass dunkle Wolken aus dem Auspuff des Fahrzeugs kommen. Und das nicht etwa wenn Gas gegeben wird, sondern bei der Fahrt bergab und im Schiebebetrieb - also gerade dann, wenn kein Gas gegeben wird. Doch was ist die Ursache für den plötzlichen Rauch?
Defekte Ventilschaft-Dichtungen
Wenn ein Motor "bläut", das heißt bläulichen Rauch ausstößt, wird Öl verbrannt. Das bedeutet, dass das Gemisch im Brennraum mit Öl versetzt wurde. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Jedoch deutet ein Bläuen bergab relativ eindeutig auf defekte Ventilschaftdichtungen hin. Dabei wird das Öl aus dem Zylinderkopf über die poröse Dichtung nach unten in den Brennraum gesaugt. Hier wird es dann gemeinsam mit dem Gemisch verbrannt, was zu dunkleren Abgasen führt.
Wie funktioniert eine Ventilschaftdichtung?
Der sog. "Ventilschaft" sitzt im Zylinderkopf und bezeichnet den langen stielartigen Fortsatz, über den das Ventil geöffnet und geschlossen wird. Der Schaft endet am Stößel, wo sich die Ventilschaftdichtung befindet. Diese dichtet den Schaft gegenüber dem Öl ab, welches von oben durch die Nockenwellenschmierung im Kopf zirkuliert.
Wieso bläut der Motor nur bergab?
Wenn das Fahrzeug einen Berg hinab fährt, wird weniger Energie benötigt - der Fahrer gibt also weniger Gas. Dadurch wird unter anderem die Drosselklappe geschlossen, die für die Sauerstoffzufuhr des Motors zuständig ist. Dieser wird bergab jedoch über Reifen und Kardanwelle angetrieben und auf Drehzahl gebracht. Durch die geschlossene Drosselklappe entsteht jetzt ein wesentlich höherer Unterdruck in Saugrohr und Zylinderkopf als im normalen Betrieb. Wenn der Kolben sich nun in Richtung des unteren Totpunktes bewegt ist gleichzeitig das Einlassventil geöffnet. Über dieses strömt jetzt aber fast kein frisches Gemisch ein, sondern geringe Mengen des Motor-Öls, welches über die defekte Ventilschaftdichtung regelrecht aus dem Zylinderkopf gesaugt wird.
Bei der nun folgenden Verbrennung entsteht durch den hohen Öl-Anteil im Gemisch eine bläuliche Wolke, die stark nach Öl riecht. So erklärt sich, weshalb ein Motor bei der Fahrt ohne Last und bergab auch ohne Gasgeben dunkel qualmen kann. Ein Austausch der Dichtungen ist zwar mit einigem Aufwand verbunden (Ausbau von Nockenwelle und Ventiltrieb), meist jedoch wesentlich unkomplizierter als eine defekte Zylinderkopfdichtung, da der Zylinderkopf für diese Arbeit nicht zwangsläufig abgenommen werden muss.
Um zu sehen, wie Ventile im Zylinderkopf befestigt sind, dient zur Veranschaulichung dieses Video über die Zerlegung eines Käfer-Motors: