Mazda Eunos Cosmo - so sieht der seltenste Youngtimer Deutschlands aus
Veröffentlicht am 9.6.2016 von D. Helmling Noch keine Kommentare
Der Mazda Eunos Cosmo ist zugegebenerweise optisch nicht ganz so spektakulär, wie sein Namensvetter und "Vorgänger" Cosmo Sport. Allerdings dürfte das schicke Wankel-Coupé in Deutschland mindestens genau so selten sein. Heute bietet das Auto mit Röhren-Navi und zweistelligen Zulassungszahlen Understatement pur.
Selten bekommt man im Leben die Chance mit Kenntnissen aus dem Altgriechischen zu glänzen. Zehn Jahre nach dem Abitur freue ich mich deshalb, an dieser Stelle mit stolzgeschwellter Brust zu verkünden, dass "Eunos" in ebenjener fast untergegangenen Sprache "Wein" bedeutet. Ob bei der Namensgebung vom Mazda Eunos Cosmo ein Zusammenhang besteht, ist fraglich. Zumal der Wagen weder zum weinen ist, noch schöngetrunken werden muss. Vielmehr steht das Wort für eine Luxus-Marke, die Mazda von 1989 bis 1996 für den heimischen Markt gegründet hatte. Hierzulande ist der Eunos für Unbedarfte im Straßenverkehr wohl kaum auffällig. Kenner wissen allerdings: Es handelt sich um eines der seltensten Serien-Autos der Welt.
Japaner mit Wankel-Mut
Schon in der frühen Firmengeschichte experimentierten die Tüftler bei Mazda, wie auch einige Entwicklungsabteilungen in Europa, mit alternativen Motorkonzepten. Und so stellten die Japaner fast gleichzeitig mit NSU einen serienreifen Wankelmotor auf die Räder. Während in Deutschland der futuristische Ro80 die Fachwelt begeisterte, hatte man in Fernost mit dem 110 S Cosmo eine wahrhaft faszinierende Skulptur eines Sportwagens gezaubert. Von der Design-Ikone entstanden dennoch weniger als 1600 Exemplare (von denen nach Experten-Schätzungen nur rund 300 Stück überlebt haben).
Auch danach setzte man in Nippon auf den Drehscheiben-Motor und entwickelte den technisch aufwendigen Antrieb immer weiter. So folgte ab 1978 mit dem RX-7 wieder ein Wankel-Sportwagen. Dieses Mal kamen im Gegensatz zu Felix Wankels Urkonzept gleich zwei Kreiskolben (auch "Scheiben" oder "Rotoren" genannt) zum Einsatz, was schlicht mehr Leistung versprach. Der Wankel hielt sich danach in den RX-Modellen viele Jahre im Mazda-Modellprogramm und auch heute noch sind die Vorteile dieser Konstruktionsweise nicht von der Hand zu weisen:
Durch das Wegfallen von Ventilen, Kipphebeln, Pleueln usw. gibt es bei diesen Triebwerken nur sehr wenige bewegliche Teile. Das spart Platz und sorgt für einen kultivierten und sauberen Lauf. Beim normalen Viertakter muss der Kolben außerdem beim Ausstoßen und erneuten Ansaugen des Gemischs einmal "leer" laufen. Durch die Drehung des Kolbens beim Wankelmotor geschehen Einlass, Kompression und Zündung in einer Bewegung, was die Leistungsentfaltung positiv beeinflusst (s. Skizze).
Daraus ergeben sich allerdings auch Nachteile, wie ein hoher Verschleiß von Zündkerzen (durch die viel höhere Taktung der Zündung) und ein höherer Verbrauch. Doch auch wenn die Hersteller die Motoren Ende der 70er Jahre viel standfester bekamen, lastet ihnen bis heute der Ruf der geringen Haltbarkeit an. (Ungeachtet dessen hielt Mazda lange am Wankelmotor fest und plant aktuell sogar eine Wiederbelebung des Konzeptes im RX-9, der 2020 auf den Markt kommen soll. Deutsche Hersteller konnten sich seit dem NSU nicht mehr zur Serienfertigung durchringen.)
Wankel ist Oberklasse
Im Jahr 1990 schaffte es der Wankel in Japan sogar ins Premium-Segment: Mit dem Eunos Cosmo hatte Mazda ein luxuriöses Sportcoupé geschaffen, das seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus war:
So hatte der Cosmo das weltweit erste feste eingebaute GPS-System und auf Wunsch einen sündhaft teuren Röhren(!!!)-Touchscreen im Armaturenbrett (s. Video ab 03:50 min). Daneben ging es auf der Liste der Zusatzausstattungen üppig weiter.
Verfügbar waren C-Netz-Telefon, TV-Gerät und CD Player, sowie elektrisch verstellbare Ledersitze und Lenkräder nach amerikanischem Vorbild. Der besondere Clou: Die Anzeigen waren in das dunkle Armaturenbrett eingelassen und erst sichtbar, wenn die Zündung betätigt wurde.
Auch unter der Haube gab es großes Kino: So war das Auto entweder mit Zweischeiben- oder Dreischeiben-Wankelmotor (im Bild) zu haben. Mehr als die Hälfte der Käufer begnügte sich mit dem kleineren Aggregat, das 230 PS an die 4-Gang-Automatik weiterreichte.
Beim großen Bruder waren es schon 280 PS und ein saftiges Drehmoment von 402 Nm, das das Coupè sehr nachdrücklich auf die abgeriegelten 180 Km/h anschieben konnte. Mit sanftem Tuning ging die Fuhre dann locker 250 Km/h und mehr.

Trotzdem verließen in fünf Jahren nur 8.875 Exemplare die Werkshallen. Aufgrund der filigranen Technik und der hohen Wartungskosten dürfte davon nur noch ein Bruchteil überlebt haben. Dabei war das Auto schon während seiner Bauzeit im Rest der Welt ein Exot. Neben dem inländischen Markt, kam nur eine Handvoll Exemplare nach Australien, ein Verkauf in Europa oder den USA erfolgte nie. Deswegen sind auch alle heute existenten Eunos Cosmo ausschließlich Rechtslenker.
Sollte man den Eunos Cosmo kaufen?
Wer sich selbst für den seltenen Japan-Racer begeistert sollte viel Geduld mitbringen. Eine preisliche Einschätzung ist aufgrund der fehlenden Kauf-Optionen sehr schwierig. Beachten sollten Interessenten weiterhin, dass Ersatzteile teuer und schwer zu bekommen sind. Oft helfen nur spezielle Internet-Foren und einige Importeure und Händler, wie die Wankel-Spezialisten vom Autohaus Frey. Daneben wurde der Motor oft Leistungsgesteigert, weswegen man unbedingt nachforschen sollte ob versierte Profis oder mutige Hinterhofschrauber am Werk waren.
Egal ob es der eigene ist oder nicht, wer einen Cosmo jemals "in Echt" sieht, kann sich glücklich schätzen. Und so ist das Auto heute vor allem ein längst vergessener Pionier für moderne Innenräume mit Touchscreen und Navigationsgerät, sowie Wankelmotoren in der Oberklasse. Außerdem ist das Auto ein Relikt der Edelmarke Eunos, die Mazda nach kurzem und oppulenten Aufblühen schon nach wenigen Jahren zu Grabe tragen musste.
Fotos: Mazda / Von User:Y_tambe - User:Y_tambe's file, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1707403 / Von Eifelkoepi - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5786578 / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CosmoFahrersitz1.jpg#/media/File:CosmoFahrersitz1.jpg