Main-Taunus-Klassik - Die Bewährungsprobe
Veröffentlicht am 21.9.2015 von LexiCar Noch keine Kommentare
Die Main-Taunus-Klassik war für uns definitiv die gemütlichste Oldtimer-Ausfahrt in diesem Jahr. Um die breiten Highways durch den Taunus stilecht zu durchkreuzen, hatten wir uns für ein deutsches Dickschiff mit amerikanischen Genen als Einsatzfahrzeug entschieden: Den Opel Diplomat V8.
Sonntag, acht Uhr morgens. Die Straßen sind vom nächtlichen Regen noch dunkel eingefärbt und die kühle Luft klebt feucht in der Nase. Vor uns wartet ein echtes Schlachtschiff aus Rüsselsheim auf seinen Einsatz. Da es in der letzten Zeit nicht so recht geklappt hat mit den Pokalen, lassen wir diese Oldtimer-Rallye besonders ruhig angehen. Wie ginge das besser, als mit einem dunkelroten Opel Diplomat? Der Schweizer legt, seine ausgesprochene Trunksucht ausgenommen, sehr gute Manieren an den Tag: Der 5,4 Liter Achtender, der manchen vielleicht aus der Corvette bekannt ist, glänzt im großen Opel mit Laufruhe und Kraft aus dem Keller. Sitze und Fahrwerk geben sich ebenfalls amerikanisch-lässig und umschmeicheln das Gesäß in einer Art und Weise, wie es nur in Oldtimern geht.
Wir wischen mit der Hand die Wassertropfen von den chromglänzenden Türgriffen und lassen uns auf die plüschigen Sitze fallen. Die Türen fallen satt ins Schloss und wenige Augenblicke später verlassen wir mit dem zurückhaltend säuselnden Achtzylinder die Klassikstadt in Richtung Liederbach.
Start in Liederbach
Auf dem Gelände der Firma Vario ist trotz der frühen Uhrzeit einiges los. Mit Disziplin werden die Autos nach ihren Startnummern sortiert und von den Ordnern eingewiesen. Nach einer kurzen Unterweisung und einer Ansprache des Schirmherren, Landrat Michael Cyriax, gibt es für alle Teilnehmer ein opulentes Frühstück. Ab 10:01 Uhr starten die Autos im Minutentakt, wobei schon auf dem Firmengelände die erste Prüfung stattfindet: Die Strecke vom Startpunkt bis zur Ausfahrt muss mit einer Geschwindigkeit von exakt 15 Km/h zurückgelegt werden. Ein Wert, den der Diplo mit seinen 230 PS bereits mit Standgas erreicht.
Links: Die Startreihen in Liederbach. Rechts: Der Diplomat.
Nachdem wir auf die Hauptstraße abgebogen sind, kann das enorm große Gaspedal unseres Raumschiffs zum ersten Mal zaghaft angetippt werden. Sanft, aber mit Nachdruck schiebt es nun von hinten und drückt Fahrer und Beifahrer in die Sitzlehnen – cruising wie im Bilderbuch! Und die Bilder sind wahrlich prächtig: Am Feldberg vorbei, geht es durch endlose Wälder, in denen sich das Herbstlicht in sanften Strahlen bricht.
Die Strecke
Unweit der Sandplacken wartet die nächste Wertungsprüfung: Hier gilt es fünf Fragen aus einem Katalog von 20 Fragen auszuwählen und innerhalb einer Minute richtig zu beantworten. Doch die Fragen wie „In welchem Jahrzehnt wurde der Kugelschreiber erfunden“ erwischen uns eiskalt. Fragende Blicke, völlige Ahnungslosigkeit – hektische Antworten – ernüchterndes Ergebnis. Egal, es geht weiter. Der Diplo schnurrt, als wolle er die am Berg schwitzenden Käfer und DS in seinem gierigen Ansaugtrakt verschwinden lassen. Mühelos gleiten wir über Anhöhen und Täler, Spitzkehren und steile Passagen. Dabei halten wir kurz an, um einen havarierten Opel Rekord eines Mitstreiters auf einen Parkplatz zu schieben – leerer Tank. Herr Bittorf und ich sind heute die Opel-Gang. Deswegen hilft man sich natürlich.
Mittagsstation und Oldtimer-Treffen im Main-Taunus-Zentrum
Kurz nach 15:00 Uhr zeigt sich die Sonne von ihrer schönsten Seite und der Konvoi aus Oldtimern tröpfelt zur Mittagsrast auf einem Parkplatz des Main-Taunus-Zentrums ein. Hier wird jeder Teilnehmer gratis bebratwurstet, bevor es hier zur nächsten Wertungsprüfung geht: Auf dem Parkplatz gilt es Tennisbälle aufzusammeln und in Eimer zu werfen - vorwärts und rückwärts. Hier zählt zum ersten Mal die Geschwindigkeit. Fahrer und Beifahrer haben mittlerweile die Plätze getauscht und der Opel steuert zielstrebig auf Eppstein zu. Das Roadbook trägt auch in der zweiten Etappe zur Entspannung bei: Die Wegpunkte sind allesamt abfotografiert und mit Chinesenzeichen versehen. Man könnte auch sagen: idiotensicher! Wir lassen uns also locker bis zur nächsten Wertungsprüfung treiben, wo Geruchsproben erraten werden müssen. Hier läuft’s für uns dann etwas besser. Passend dazu heißt es: Zwei Nasen tanken Super! Der Kraftstoff des Diplomats, der sich etwa 18-20 Liter pro 100 Kilometer nimmt, geht langsam zur Neige.
Der Ausklang
Gegen Nachmittag kommen die Autos am Posthof in Hattersheim an. Von einem Moderator angekündigt, schieben sich die Klassiker über den Marktplatz in den angrenzenden Park, wo sie von der Natur und dem guten Wetter stilvoll in Szene gesetzt werden. Für die Fahrer gibt es im Posthof ein reichhaltiges Buffet und Livemusik. Unser Fazit zur Main-Taunus-Klassik: Die Veranstalter haben sich richtig Mühe gegeben und für alle Mitfahrenden einen tollen Rallye-Tag organisiert. Für ein Nenngeld von 80 € für zwei Personen wurde hier ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis geboten. Wir kommen wieder!
Daneben hatten wir mit der Rallye die Gelegenheit den Opel Diplomat V8 für unseren Oldtimer-Club Automobile Meilensteine ausgiebig zu testen. Da das Auto einwandfrei funktioniert, wird er den Mitgliedern nach der Zulassung in wenigen Tagen zu Verfügung stehen.
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