Lunar Roving Vehicle – Ein Oldtimer auf dem Mond
Veröffentlicht am 24.9.2015 von LexiCar Noch keine Kommentare
Schon kurz nachdem der Mensch den Mond betrat stellte er fest: Endlose Weiten, keine Staus und überall Parkplätze! Insofern ist unser Trabant fürs Autofahren viel geeigneter als die Erde. Kein Wunder also, dass schon mit Apollo 15, zwei Jahre nach Armstrong und Aldrin, das erste Auto auf den Planeten kam.
Mittlerweile ist das Lunar Roving Vehicle selbst schon ein Oldtimer. Obwohl sein alternativer Antrieb auf der Höhe der Zeit liegt: Jedes Rad wurde einzeln mit einem Elektromotor bewegt. Mit 0,07 Kw war die Leistung allerdings nicht gerade bärenstark. Auch das Handling soll eher abenteuerlich gewesen sein, funkte doch Astronaut James Irwin am 31. Juli 1971, das LRV fahre sich wie eine „Mischung aus wildem Pferd und einem Ruderboot“. Dies lag wohl zum einen am schwierigen Untergrund, zum anderen vielleicht auch an der kurzen Entwicklungszeit von nur 17 Monaten. Diesem Umstand ist es eventuell auch geschuldet, dass Entwickler General Motors nur Batterien verbaute, die sich nicht mehr aufladen ließen. Allerdings war Recycling in den 60er Jahren generell auch noch nicht so angesagt wie heute.
Aufbau des LRV
Der Rover schlägt den Smart mit einer Länge von 3,1m zwar um einen halben Meter, im Inneren des Roadsters dürfte es jedoch trotzdem eng zugegangen sein. Zum einen, weil die Fahrer in dicke Weltraumanzüge gepackt waren (angeblich sollen die Gurte deshalb auch nicht geschlossen haben), andererseits, weil das Erkundungsmobil mit Technik noch vollbepackter war, als eine aktuelle S-Klasse. So befinden sich auf dem Chassis eine große Antenne, mehrere Kameras, ein Bohrer sowie eine Werkzeugkiste. Am wichtigsten für die Fortbewegung auf der Mondoberfläche waren allerdings die Räder. Da Gummi den Belastungen beim Transport und den Temperaturen im Weltall nicht gewachsen gewesen wäre, bewegte sich das LRV auf Drahtgeflechten vorwärts (wegen der geringen Leistung war er aber trotzdem ein mieserabler Drifter). Im Schnitt fuhr jeder Rover rund 30 Kilometer je Mondmission. Möglich wären theoretisch 92 Kilometer gewesen, bevor die Silberoxid-Zink-Batterien ihren Geist aufgegeben hätten. Am weitesten entfernten sich Eugene Cernan und Harrison Schmitt von der Landekapsel: Sie fuhren fast acht Kilometer weit, ehe sie umdrehten.
Pannen auf dem Mond
Trotz der kurzen Entwicklung erwies sich das Gefährt als sehr robust. Das eingebaute Navigations-System war exakt und die Motoren hielten jedes Mal durch. Doch es gab auch kleinere Zwischenfälle: Bei der zweiten Mission fiel die Lenkung der Hinterachse aus. Bei Apollo 17 wurde ein Schutzblech in Mitleidenschaft gezogen. Mit Klebeband und alten Mondkarten führte die Besatzung jedoch die erste erfolgreiche Auto-Reparatur außerhalb der Erde durch. Die Umsetzung kann durchaus mit den Reparaturmethoden großer Werkstattketten auf der Erde mithalten (siehe Foto)
Wie bedient man ein Mondauto?
Vor kurzem hat die NASA freundlicherweise die Bedienungsanleitung für den LRV online gestellt. Bevor man also zum Mond aufbricht, um einen der drei dort geparkten Rover für einen Ausritt über die Mondkrater zu nutzen, empfiehlt sich ein Blick ins Handbuch. So werden peinliche Situationen vermieden, denn essenzielle Dinge wie Gaspedal, SMS-Vorlesefunktion oder gar Lenkrad sucht man hier vergeblich. Das Mondauto wird über einen Joystick gesteuert, mit dem auch beschleunigt und gebremst wird. Doch auch auf dem Mond gilt: Anschnallen nicht vergessen! So ist man für den Fall eines Zusammenstoßes (die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 13 Km/h) mit einem anderen lunaren Raser oder eine der bekanntlich vielen Polizeikontrollen bestens gewappnet.
Bis jetzt wurde aus Gewichtsgründen keines der drei rund 210 Kilo schweren Fahrzeuge geborgen. In einer fernen Zukunft könnten Sie jedoch als die ersten extraterrestrischen Automobile im Museum stehen.