Roadbooks, Fischgräten und Chinesisch für Anfänger – So funktioniert eine Oldtimer-Rallye
Veröffentlicht am 2.9.2015 von LexiCar Noch keine Kommentare
Wer zum ersten Mal an einer Oldtimer-Rallye teilnimmt, wird zunächst Schwierigkeiten haben, sich mittels der Streckenzeichen, den sogenannten „Chinesenzeichen“, auf der Strecke zurecht zu finden. Wir haben deshalb zusammengestellt, welche Aufgaben bei einer Oldtimer-Rallye gestellt werden können und wie man am besten ins Ziel kommt.
Im Sommer bieten sich Oldtimerfahrern viele Möglichkeiten, ihren Klassiker bei Ausfahrten und speziellen Rallyes zu bewegen. Bei diesen Ausfahrten gibt es zwar Pokale zu gewinnen, trotzdem geht es hier nicht um Geschwindigkeit, sondern vornehmlich um den Spaß an alten Autos. Gefahren wird auf Gleichmäßigkeit. Meist gilt es, innerhalb einer bestimmten Zeit, mit einer speziellen Karte den richtigen Weg zum Ziel oder Zwischenziel zu finden. Daneben gibt es Punkte für spezielle Wertungsprüfungen, die bei jeder Veranstaltung verschieden sind. Bei Rallye-Neulingen stellen sich oft bereits bei der Anmeldung, (der sogenannten „Nennung“) einige Fragen, die im Folgenden beantwortet werden sollen.
Was passiert, wenn der Oldtimer liegenbleibt?
Der unglücklichste Ausgang einer Rallye ist die Fahrt nach Hause auf dem Anhänger. Die meisten Veranstalter bieten daher einen eigenen Pannenservice an, mit dem die Fahrzeuge oft wieder flottgemacht werden können. Vielfach kann man hier auch auf die Hilfe und das Fachwissen der anderen Fahrer vertrauen. Sollte gar nichts mehr gehen, stehen die Notruf-Nummern des Veranstalters im Roadbook. Gibt es keinen eigenen Pannenservice, muss auf einen Automobilclub zurückgegriffen werden.
Touristisch oder Orientierungsfahrt?
Oft werden bei Rallyes zwei verschiedene Varianten angeboten, die touristische, oder die Orientierungsfahrt (ORI). Der Unterschied liegt im Schwierigkeitsgrad. Wer Spaß am Navigieren und den teils kniffligen Aufgaben hat, entscheidet sich für die anspruchsvolle Orientierungsfahrt. Wer lieber eine Ausfahrt mit vielen Oldtimern machen möchte, fährt die touristische Variante (die mitunter auch nicht einfach zu bewältigen ist). Hier sind die Navigationskarten eindeutiger und die Aufgaben leichter. Trotzdem empfiehlt sich auch hier ein Beifahrer, der die Karte liest und den Fahrer navigiert.
Welche Aufgaben erwarten mich bei einer Rallye?
Beim Start bekommt der Beifahrer von einem Streckenposten das bis Dato geheime Roadbook in die Hand gedrückt. Ab jetzt muss der richtige Weg ins Ziel gefunden werden. Mit Wegzeichen, die wegen ihres Aussehens auch „Chinesenzeichen“ (siehe unten) genannt werden, müssen sich die Teams orientieren. Ob auch wirklich die richtige Strecke abgefahren wurde, überprüfen die Veranstalter mit mehreren Mitteln.
Zum einen befinden sich rechts am Wegesrand manchmal Schilder mit Zahlen und Buchstabenkombinationen, die auch Orientierungskontrollen (Ok) genannt werden. Diese müssen in der richtigen Reihenfolge in die Bordkarte eingetragen werden. Daneben gibt es teilweise noch Fotografien, die ebenfalls an der richtigen Stelle wiedererkannt und vermerkt werden müssen. Zuletzt holen sich die Fahrer bei Stempelkontrollen (Sk), oder auch sogenannten Durchfahrtskontrollen (Dk) Stempel ab, mit denen die Streckenposten das Bordbuch an den vorgesehenen Stellen markieren. Am Schluss kann so kontrolliert werden, ob die Reihenfolge der Buchstaben, Stempel und Fotos stimmt und somit auch der gefahrene Weg.
Am Wegesrand befinden sich die Orientierungskontrollen - in diesem Fall eine 10! Jetzt schnell in die Bordkarte eintragen!
Chinesenzeichen und Fischgräten
Gefahren wird bei den Orientierungsfahrten meist nicht mit einer normalen Landkarte, sondern Mithilfe der Wegzeichen. Die Chinesenzeichen zeigen den Weg immer aus der Vogelperspektive. Der Punkt am Ende des Pfeils markiert den eigenen Standpunkt. Der Pfeil selbst, zeigt wohin gefahren oder abgebogen werden muss. Achtung: Die Zeichen können auch auf dem Kopf stehen, weshalb man unbedingt auf den Punkt am Ende, und Richtungshinweise achten muss.
Weiterhin zeigen gestrichelte Linien unbefestigte Wege und Vierecke mit einem Strich an der unteren Seite Ortschaften an.
Mit dem Fischgräten-System funktioniert die Orientierung nach einem ähnlichen Muster. Allerdings sind hier die Zeichen nicht hintereinander, sondern direkt zu einem einzigen Symbol angeordnet (s. Grafik unten).
Die Wegstrecke ist hier als gerade Linie abgebildet, von der links und rechts die Wege abzweigen die NICHT gefahren werden sollen. Diese Darstellung ist in der Navigation etwas komplizierter, da hier öfter Missverständnisse auftauchen können. Am bewährtesten zur Meisterung der Fischgräte ist die „Liegenlassen-Methode“. Man sagt sich innerlich, die angezeigten Straßen und Kreuzungen rechts oder links (je nach Anzeige) liegenzulassen. Im folgenden Beispiel ist die selbe Wegbeschreibung nach den beiden Systemen nachzuvollziehen:
Zu Bild rechts: Aufgepasst: Passage 50 ist um 90 Grad geneigt. Es muss also nicht rechts abgebogen werden, sondern geradeaus weitergefahren!
Im Beispiel Chinesenzeichen:
1. Gerade kreuzen.
2. Rechts in den unbefestigten Weg.
3. Einmündung vom Feldweg aus links.
4. Am Schild rechts.
Im Beispiel Fischgräte:
1. Eine Straße links und rechts liegen lassen, also gerade kreuzen.
2. Die verschränkte Streckenführung links liegen lassen, also rechts in den (unbefestigten) Weg.
3. Straße rechts liegen lassen, also Straße links.
4. Am Schild Straße links liegen lassen, hier also rechts.
Gefahren werden kann auch in gemischten Systemen. Also einerseits also nach normaler Landkarte, Punktskizzen oder Strichskizzen, andererseits mit Chinesenzeichen oder anderen Orientierungspunkten. Hier sind die Veranstalter in der Gestaltung völlig frei – und dies macht auch den Reiz einer jeden Rallye aus.
Sonderprüfungen
Daneben fordern die meisten Rallyes Sonderprüfungen von Fahrer und Beifahrer. Hier muss beispielsweise eine bestimmte Strecke in genau 20 Sekunden befahren werden, oder innerhalb einer gewissen Strecke ein Rätsel gelöst werden. Fahrerische Sonderprüfungen finden oft auf abgesperrten Strecken statt, die Fragebögen sind meist während der Fahrt vom Beifahrer auszufüllen. Diese Aufgaben unterscheiden sich bei jeder Rallye aufs Neue.
Preise und Dauer
Bei den meisten dieser eintägigen Ausfahrten sind etwa 100 Kilometer über Landstraßen zu fahren. Mit den Sonderprüfungen, Mittagessen und Siegerehrung dauern sie oft den ganzen Tag. Die Preise sind recht unterschiedlich und liegen zumeist um 100,- Euro pro Person. Auch wenn die Strecke eine Belastung für den Klassiker ist, lohnt sich der Aufwand, an einer Oldtimerrallye teilzunehmen aber immer. Hier ist man mit Gleichgesinnten auf schönen Strecken unterwegs und bringt im besten Fall noch einen Pokal mit nach Hause. Die Ausfallquote der Autos ist meistens auch sehr gering.
Die Termine für Oldtimer-Rallyes und Ausfahrten in Ihrer Nähe finden Sie im Kalender von LexiCar.
Fotos: ADAC-Käfer: „PKW der Marke VW Käfer, in Stralsund, 2 (2012-06-28), by Klugschnacker in Wikipedia (2)“ von Klugschnacker - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons / Beispiele: Chinesenzeichen: „Orientierungsrallye Chinesenzeichen“ von Pitlane02 - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons / Fischgrätenzeichen: „Orientierungsrallye Fischgräte“ von Pitlane02 - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons Rest: LexiCar.