Alles Gecheckt? Auto auslagern - Oldtimer nach der Winterpause prüfen
Veröffentlicht am 8.4.2015 von LexiCar Noch keine Kommentare
Ab März juckt es viele Oldtimerbesitzer in den Fingern, die spärlichen Sonnenstrahlen auszunutzen und eine Runde mit dem geliebten Klassiker zu drehen. Doch, wie in jedem Jahr gilt auch diesmal: Nichts überstürzten und systematisch vorgehen, um teure Reparaturen zu vermeiden!
1. Batterie
Zuerst sollte die Batterie wieder angeklemmt werden. Hierzu sollte sie bereits einen Tag vor dem ersten Startversuch aufgeladen werden. Im besten Fall schließt man im Vorfeld ein Erhaltungsladungsgerät an. Diese Geräte simulieren den normalen Batteriebetrieb mit Ladungs- und Entladungszyklen und verlängern so ihre Lebensdauer erheblich. Sie sind im Zubehör schon für wenige Euro zu haben und rechnen sich deshalb meistens.
(Ein Erhaltungsladegerät hält die Batterie auch über den Winter hindurch frisch)
Um Kurzschlüsse zu vermeiden wird beim Einsetzen der Batterie zuerst der rote Pluspol an die Batterie geschraubt. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Zündung nicht versehentlich eingeschaltet wurde. Bei nicht wartungsfreien Batterien empfiehlt sich ein Blick auf den Säurestand, der ab und zu nachgefüllt werden muss.
2. Flüssigkeiten und Technik
Da die Motorhaube nun bereits offen steht, sollte geprüft werden, ob alle Flüssigkeitsstände korrekt sind. Hierbei ist ein Check des Ölstands ebenso wichtig, wie ein Blick auf die Bremsflüssigkeit. Denn diese altert auch im Stand, da sie hygroskopisch ist. Einfach ausgedrückt: Sie „zieht“ Wasser! Ist die Flüssigkeit im Behälter nicht bernsteinfarben, sondern schwarz, wird es höchste Zeit für einen Wechsel. Dies gilt auch, wenn der letzte Wechsel unbekannt, oder länger als zwei Jahre her ist.
(Ist die Bremsflüssigkeit schwarz verfärbt oder älter als zwei Jahre, dann ist ein Wechsel fällig)
Ebenfalls wichtig ist der korrekte Füllstand des Motoröls. Auch dieses altert, ohne dass das Fahrzeug bewegt wird. Viele Experten halten deshalb einen jährlichen Ölwechsel für sinnvoll, der im besten Fall jedoch vor dem Winter erfolgen sollte. Beim Nachfüllen sollte die damalige Werksvorgabe zur Spezifikation des Öls beachtet werden. Moderne Motoröle haben eine sehr hohe Reinigungswirkung und zusätzlich oft spezielle Additive beigemischt.
Beides kann einem klassischen Motor mehr Schaden als Nutzen bringen, da alte Ablagerungen gelöst werden, die danach im schlimmsten Fall die feinen Ölkanäle an anderer Stelle verstopfen können. Additive können alte Dichtungen angreifen und dafür sorgen, dass das Auto anfängt zu ölen. Auch ein zu hoher Füllstand ist schlecht für die Technik. Hat der Ölstand über die Wintermonate zugenommen, ist wahrscheinlich Benzin in der Ölwanne – Eine Geruchsprobe gibt dann meist Aufschluss.
(Ein Schlückchen Öl könnte hier noch aufgefüllt werden, die rehbraune Farbe sieht sehr gesund aus)
Als nächstes sollte auch die Kühlflüssigkeit nicht vergessen werden, da über längere Standzeiten auch hier oft ein Schwund festzustellen ist. Im schlechtesten Fall wird dies erst beim Fahren bemerkt, wenn der Motor überhitzt.
(Wenn im Kühler Ebbe herrscht, wird die Ausfahrt schnell zur heißen Sache)
Ein Blick auf den Garagenboden zeigt, an welcher Baugruppen das Auto während der Wintermonate Flüssigkeiten verloren hat. Hierbei gilt, dass ein bisschen Schwund bei einem klassischen Fahrzeug kein Grund zur Panik ist. Bei größeren Öllachen, sollte vor der ersten Fahrt aber unbedingt geprüft werden, ob der Ölverlust im Rahmen bleibt, oder andere Verkehrsteilnehmer dadurch gefährdet werden könnten.
(Verrußt und verdreckt – Sehen Zündkerzen aus wie diese, ist neben dem Wechsel auch eine Überprüfung von Vergaser und Zündung nötig)
Auch anderer Verschleißteile, wie die Zündkerzen sollten nun überprüft werden. Sind die Kontakte verrußt, abgebrannt oder zugesetzt, sollten sie gewechselt werden. Bei auffällig verschlissenen Kerzen sollten außerdem Zündung und Gemischaufbereitung untersucht werden. Auch der Luftfilter kann bei dieser Gelegenheit erneuert oder gereinigt werden.
(So sieht ein Luftfilter nach 30.000 Kilometern aus.)
Zuletzt lohnt es sich, an die richtigen Stellen Öl und Fett zu bringen. So flutschen Schiebedächer mit frischem Fett meistens wieder wie neu, Gasgestänge laufen geölt sauberer und für Schlösser eignet sich ein winziger Spritzer Silikonspray, da dieses keine klebrigen Rückstände hinterlässt. Wenn man eine Fettpresse zur Hand hat, ist auch das Abschmieren der Schmiernippel sinnvoll, bevor es an die erste Ausfahrt geht.
3. Motorstart
Vor der ersten Fahrt im Straßenverkehr sollte auf jeden Fall noch die Funktionen von Lampen und Blinkern überprüft werden. Vor dem ersten Schlüsseldreh kann auch eine letzte Kontrolle einmal ums Fahrzeug herum sinnvoll sein: Wurden vor dem Winter Öffnungen wie Auspuff und Vergaser mit öligen Lappen verschlossen, gilt es diese nun zu entnehmen.
(Auf die Kleinigkeiten kommt es an: Dieser ölige Lappen sollte im Winter das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern. Nun muss er wieder raus)
Auch loses Werkzeug und Schrauben liegen oft noch vor den Reifen oder im Motorraum. Wenn alles wie gewünscht leuchtet, und keine losen Teile mehr herumliegen, spricht nichts mehr gegen einen ersten Startversuch.
(Finde den Fehler: Ein Startversuch hätte böse Folgen für den Lüfter)
Da sich das Motoröl über längere Standzeiten hinweg komplett in die Ölwanne zurückzieht, sollte man bei Dieseln ohne Vorglühen direkt starten. Durch das längere „Orgeln“ des Anlassers wird der Schmierstoff so vor dem Start besser im Motorraum verteilt. Bei Benzinern kann man hierzu das Zündkabel abziehen und den Anlasser leer drehen lassen. Ich hingegen vertraue darauf, dass der Wagen ohnehin nicht beim ersten Schlüsseldreh anspringt und so der Öldruck sowieso aufgebaut wird. Zur Sicherheit kann man vorher auch einen kleinen Schuss Öl auf die Nockenwelle geben.
(Nachdem das Zündkabel abgezogen ist, kann der Anlasser Öldruck aufbauen. Wichtig: Ziehen Sie das Kabel an der Zündspule ab, nicht am Verteiler!)
Bei alten Vergasermotoren kann es hilfreich sein, das Gaspedal vor dem Start einmal komplett durchzudrücken. Falls der Motor dann nicht anspringt, sollte das Pedal während des Startvorgangs etwa zu einem Achtel betätigt werden (In diesem Punkt ist jedes Auto natürlich eigen).
Wichtig ist auch, beim ersten Startversuch unbedingt den Leerlauf einzulegen, da Kupplungen bei Stillstand zum Verkleben neigen. Im schlechtesten Fall knallt das Auto also direkt gegen die Garagenwand. Ein denkbar schlechter Start in die Saison! Außerdem wird beim Starten im Leerlauf das Passlager der Kurbelwelle geschont.
4. Nach der Probefahrt
Nachdem der Motor jetzt also läuft, kann er gefühlvoll warmgefahren werden. Ein „warmlaufenlassen“ im Stand ist, entgegen der landläufigen Meinung, nicht hilfreich. Hierdurch verlängert sich der Kaltlauf enorm und der Verschleiß nimmt drastisch zu. Wenn der Wagen gut läuft und Öl und Wassertemperatur im Soll liegen, lohnt sich der Abstecher zur Tankstelle. Hier sollte der Reifendruck überprüft werden, der auch bei neuen Pneus im Winter meist ein paar Zehntel abnimmt. Achten Sie auch darauf, dass Bremsscheiben und Trommeln erst freigebremst werden müssen, bevor sie ihre ursprüngliche Wirkung entfalten. So kann sich der Bremsweg auf den ersten Kilometern merklich erhöhen.
(In diesem Fall bereits schön glatt – Bremsscheiben müssen nach längerer Standzeit erst „freigebremst“ werden)
Wieder nach Hause zurückgekehrt, empfiehlt sich eine ausgiebige Reinigung von innen und außen. Hierbei sollten auch alle Teppiche entfernt werden, da sich darunter auch in Garagen Feuchtigkeit bilden kann, die zu Schimmel und muffigem Geruch führt. Während der Außenreinigung lässt es sich auch hervorragend überprüfen, ob die Karosserie den Winterschlaf ohne Anrostungen überstanden hat.
Jetzt spricht nichts mehr gegen eine genussvolle Ausfahrt. Schöne Ausflugsziele, Oldtimermessen und Rallyes finden Sie in unseren Rubriken Ausfahrt & Genuss, Routen und Termine.